Hochsensibilität: Aus gebrochenen Herzen Wunder wachsen lassen

Autorin: Sabrina Görlitz

Ein Klick und dann schicke ich Neeles (Name geändert) letzte Worte durch den Äther. Einige Kilometer entfernt wird ihr Mann sein E-Mail-Programm öffnen, vielleicht auch erst in ein paar Stunden, wenn der Kleine endlich eingeschlafen ist. Und dann wird er lesen, was Neele festhalten wollte, am letzten Tag ihres Lebens, Stunden nur, bevor sie starb. Worte, die ihm das Herz brechen werden, wieder und wieder. Der Kleine wird erst in ein paar Jahren lesen lernen, vielleicht werden sie ihm dann das kleine Booklet schenken, das ich ihm gebastelt habe und das auf dem Postweg zu ihnen ist. Mein Sohn wird morgen sieben, er bekommt ein Fußballtrikot von mir. Vielleicht bekommt Neeles Sohn in sechs Jahren Mamas letzte Worte.

Seit fast zwei Jahren zeichne ich nun die Geschichten sterbender Menschen auf. Die wichtigsten Erinnerungen, die prägendsten Ereignisse. Gedanken und Wünsche für diejenigen, die zurückbleiben werden. Die meisten von ihnen sind alt, denn in unserem Teil der Welt sterben die meisten Menschen, wenn sie alt sind. Und für die meisten Menschen hat es einen heilenden Effekt, am Ende ihres Lebens mit mir über jenes Leben zu sprechen, Bilanz zu ziehen und besondere Ereignisse Revue passieren zu lassen. Von mir bezeugen zu lassen: „Mein Leben ist echt, jetzt geht es vorbei, aber es hat wirklich stattgefunden. Es hatte eine Bedeutung, und auch mein Tod wird eine Bedeutung haben.“ Das Gute, aber auch all das Schwere, all der Herzschmerz, er war das Leben wert – denn nur dadurch wird ein Leben zu einem echten, gelebten Leben.
Wer alt ist und Glück hatte, durfte erfahren, dass aus gebrochenen Herzen Wunder wachsen können. Er hat es wieder und wieder selbst gesehen. Wer jung sterben wird, muss darauf vertrauen, dass Wunder aus den Herzen der anderen wachsen. Die, die durch den eigenen Tod erst gebrochen werden – vielleicht zum ersten Mal. Das habe ich auch zu Neele gesagt, dass ein kleiner Riss durch das Herz ihres Sohnes gehen wird, wenn sie geht. Unbewusst, weil er noch zu klein ist, um diesen Riss einzuordnen. Er wird später nur spüren, sich wundern vielleicht, warum sich alles etwas intensiver anfühlen wird als für andere Kinder. Warum sich Trauer noch trauriger anfühlt und manchmal sogar ein bisschen schön. Warum sich Schönheit noch schöner anfühlt und manchmal ganz schön traurig. Sein Sinn für Wunder wird vermutlich stark ausgeprägt sein.

Bevor ich eine Heilende sein kann, bin ich zuallererst eine Herzensbrecherin

In meinem Kapitel „Grenzgänger mit Sinn für Wunder“ im Fach.Buch Hochsensibilität habe ich 2018 meine Geschichte erzählt und meine ganz persönliche Sicht auf das Thema Hochsensibilität geschildert. Darin schrieb ich auch, dass ich mir für meine Zukunft wünsche, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre „Herzenswahrheiten“ in Worte zu fassen. So ist es auch gekommen: Heute besuche ich Menschen am Ende ihres Lebens, damit ihre Wahrheit bleiben kann, wenn ihr Herz aufhört zu schlagen.
Man nennt mich eine „Geschichtenpflegerin“. Aber diese Geschichten sind mehr als bloße Pflaster. Vielleicht bin ich sogar, bevor ich eine Heilende sein kann, zuallererst eine Herzensbrecherin. Als ich Neeles Mann die Mail geschickt habe, habe ich auch eine Schuld gespürt: Darf ich das? Wer gibt mir das Recht?
Er trauert um seine verstorbene Frau, ihre letzten Worte an Familie und Freunde gerichtet zu lesen, auch und gerade, weil sie so voller Liebe waren, werden ihm tausend Nadelstiche ins Herz versetzen. Doch irgendwoher aus meinem Innern kommt die Gegenfrage: Wer gibt mir das Recht, es nicht zu tun? Und überhaupt: Woher nehmen wir uns alle eigentlich jeden Tag aufs Neue das Recht heraus, zu wissen, was wir einander zumuten können?

Viele hochsensible Menschen kommen ins Aurum Cordis, in der Hoffnung, ihren Schmerz heilen zu können. Das war bei mir vor rund sechs Jahren nicht anders. Es braucht ein Motiv, um eine Entscheidung zu treffen und sich auf den Weg zu machen. Genau wie der Held oder die Heldin in einem Roman ein Motiv hat, mit dem sie in das Abenteuer startet, welches sich am Ende der Geschichte jedoch in den seltensten Fällen als der tatsächliche Grund heraus stellt. Das, was die Heldin am Anfang möchte, ist in den seltensten Fällen das, was sie am Ende auch bekommt – weil es nicht das ist, was sie, stellvertretend für die Welt, braucht.
Das gleiche gilt für den hochsensiblen „hero in the making“: Heute sage ich, es geht nicht darum, den Schmerz zu heilen. Es geht vielmehr darum, den Schmerz tragen zu lernen. Indem wir ihn gleichmäßig auf mehrere Schultern verteilen. Als Missionare des Schmerzes, sozusagen.
Wir können unseren Schmerz aber nur teilen, und ihn somit etwas leichter werden lassen, wenn wir beginnen, die Herzen der anderen zu brechen, auf eine liebevolle Art und Weise. Und auf diese Weise den Schmerz in ihre Herzen hineinströmen lassen, damit wir nicht selbst andauernd von ihm überflutet werden. Denn in einem Leben, indem alles vergänglich ist, gehört der (hochsensible) Schmerz zu den dauerhaften Angelegenheiten.

Wir können unsere sterbende Welt nicht aus der Zukunft im Himmel verwalten

Klar, wir können versuchen, ihm zu entfliehen – in den Buddhismus zum Beispiel und glauben, dass Schmerz und Leid aus Anhaftung resultieren und eigentlich eine Illusion sind. Oder ins Christentum und versuchen, darauf zu vertrauen, dass die Welt nicht unser Zuhause ist und die Erlösung im Himmel wartet. Aber wir leben jetzt und hier, wir sind Teil der westlichen Tradition und die Welt ist unser Zuhause, und wir können unsere sterbende Welt nicht aus einer Zukunft aus dem Himmel heraus verwalten.
Ich sage nicht, dass es falsch ist, den Buddhismus zu studieren und die Stille zu praktizieren, im Gegenteil. Was ich meine, ist, dass wir hier, im Westen, in eine Welt hinein geboren wurden, die daran glaubt, dass Dinge und Menschen „echt“ sind, „wirklich“ gehen und dann „für immer“ fort sind.
Das ist das Verständnis des Westens von Realität und daraus resultiert eine Einsamkeit, die ein Weinen in uns hervorrufen möchte, wie der kanadische Autor und spirituelle Lehrer Stephen Jenkinson den Unterschied zwischen östlicher Tradition und westlicher Tradition beschreibt. Das Problem: Wir haben das Weinen verlernt.

Deswegen müssen wir eine alte Kunst neu entwickeln und kultivieren – die Kunst, ein gebrochenes Herz zu haben und damit zu leben, und damit einhergehend die Fähigkeit, andere Herzen auf eine fähige, das heißt auf eine liebevolle Art und Weise zu brechen. Hochsensible sind meiner Meinung nach prädestiniert dafür, diese Kunst zu praktizieren. Denn in meinem Verständnis und auch in meiner Interpretation der Forschungen von Elaine Aron, der Ur-Pionierin auf dem Gebiet der Hochsensibilitäts-Forschung, kommen Hochsensible mit einem gebrochenen Herzen zu Welt. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass sie mit einem offenen und nicht mit einem schalldicht und Luftkissen-verpackten Herzen hören. Durch die Risse im Herzen hören sie das Lied der Welt, und alles, was seine Kompositionen stört. Das macht sie zu hochintuitiven Menschen, zu den Schamanen unserer Zeit.

Die Frage ist: Wie antworten wir auf diese Zerstörung?

Dazu passen die Worte des Autors und Pädagogen Martin Prechtel, der in einem Pueblo-Reservat in New Mexiko aufgewachsen ist:

 „Schamanen werden oft als Ärzte oder Heiler betrachtet, aber in Wirklichkeit sind sie Menschen, die mit den Tränen und Löchern umgehen, die wir im Netz des Lebens hinterlassen, den Schaden, den wir alle in unserer Suche nach Überleben anrichten. In gewisser Weise zerstören wir alle – sogar die untechnologischsten, spirituellsten und gütigsten Völker – ständig die Welt. Die Frage ist: Wie antworten wir auf diese Zerstörung? Wenn wir so antworten, wie wir es in der modernen Kultur tun, indem wir die spirituellen Schulden ignorieren, die wir anhäufen, einfach, indem wir leben, dann wird uns diese Verschuldung hart treffen. (ergänzende Anmerkung von mir: Wie wir es spätestens seit Anfang des Jahres 2020 auch hierzulande schmerzhaft erfahren). Aber es gibt andere Wege, darauf zu antworten. Einer ist, zu versuchen, diese Schulden zurückzuzahlen, in dem wir dem Heiligen, der unsichtbaren Welt, die uns das Leben schenkt, Geschenke der Schönheit und des Lobes zukommen lassen. Schamanen beschäftigen sich mit den Problemen, die aufkommen, wenn wir die Beziehung, die zwischen uns und der anderen Welt, die uns nährt, vergessen, oder, aus welchem Grund auch immer, die andere Welt im Gegenzug nicht nähren. All das mag sich seltsam anhören für die modernen industralisierten Menschen, aber für die Mehrheit der Menschheitsgeschichte waren Schamanen einfach Teil des gewöhnlichen Lebens. Sie existieren auf der ganzen Welt. Es kommt den Westlern heute merkwürdig vor, da sie sie die andere Welt systematisch abgewertet haben und nicht mehr als Teil ihres Alltags damit umgehen.“

Was Prechtel mit der anderen Welt meint, könnt ihr in dem vollständigen Artikel auf https://www.thesunmagazine.org/issues/304/saving-the-indigenous-soul nachlesen.
Mir geht es an dieser Stelle vor allem um den Vergleich meiner Interpretation von Hochsensibilität und Prechtels Interpretation von Schamanismus. Ich sehe da einen riesengroßen Zusammenhang. Viele vermeintlich Hochsensible werden sich darin jedoch nicht unbedingt wiederfinden.
Mir kommt zum Beispiel der Mann in den Sinn, der damals im Zug in der Reihe hinter mir saß, als ich auf dem Rückweg von der Intensivstation mit meiner Mutter telefonierte, und ihr über den Zustand meines im Koma liegenden Vaters berichtete. Der Mann stand auf, beugte sich zu mir rüber und fragte, ob ich leiser sprechen könnte. Wahrscheinlich war er jemand, dem alles „zu viel ist“, ein vermeintlich typisches Erkennungsmerkmal für Hochsensibilität. Ja, er mochte reizoffen gewesen sein, aber sein Herz, das war zu. Denn sonst hätte er geduldig abgewartet, hätte versucht, sich zu regulieren und sich nach dem Telefonat vielleicht sogar liebevoll geäußert. Oder er hätte im Stillen für meinen Vater gebetet oder ein Stoßgebet der Dankbarkeit ausgesendet, dass es ihm selbst, jetzt gerade, anders geht.
Das wäre eine Antwortmöglichkeit, eine Wahlmöglichkeit gewesen, wären sie ihm bewusst gewesen.

Es gibt nicht viele Dinge, die kraftspendender sind, als gehört zu werden

Ich für meinen Teil bin unendlich dankbar, dass ich bei meiner Suche, was meine Antwort auf die Zerstörung sein könnte, um in Prechtels Worten zu sprechen, 2015 auf das Aurum Cordis gestoßen bin. Mir war früh klar, sobald ich für mich wusste, dass ich hochsensibel bin, dass es bei dem Wissen darum allein nicht bleiben sollte. Ich hatte nun eine Erklärung, warum ich bin, wie ich bin, aber ich wollte auch eine Aufgabe, die mit meinem „So-Sein“ im Einklang steht. Natürlich spielte dabei spielte auch der Schmerz eine Rolle, den ich seit frühester Kindheit mit mir herum trug – der Schmerz des „sich anders-fühlens“, des „nicht-verstehens“, warum sich andere nicht die Gedanken machten, die ich mir ständig machte. Zum Beispiel, was es mit dem Tod auf sich hat.

Ich werde daher nie vergessen, wie ich mich nach meinem ersten Seminar bei Andrea Wandel im Aurum Cordis gefühlt habe – gesehen, gefühlt, und vor allem: gehört.
Ich glaube, es gibt nicht viele Dinge, die kraftspendender sind, als gehört zu werden. Als Baby, wenn wir auf die Welt kommen, ist unsere Stimme das einzige Werkzeug, um auf uns aufmerksam zu machen. Wenn unsere Stimme beantwortet wird, auch wenn dies nur durch ein „Dasein“ geschieht, dann beruhigt das unser Nervensystem. Vielleicht liegt darin auch die Kraft meiner Arbeit, wenn der Lebenskreis sich schließt: Dass am Ende einfach jemand da ist. Und zuhört. Dass ein Mensch in dem Gefühl gehen kann, gehört worden zu sein.

Vielleicht ist das eigentlich traurige, also die Art von Traurigkeit, die keine Schönheit einschließt, das, was so oft nicht passiert: Zum Beispiel, dass wir von den meisten Menschen, die nicht mehr hier sind, und von den meisten Menschen, die jeden Tag gehen, keine Worte geschenkt bekommen haben und bekommen werden. Worte, die unsere Herzen simultan brechen und heilen können.
Denn „gut im Leiden zu sein“, das bedeutet für die meisten Menschen leider immer noch, dass man es ihnen nicht ansieht, wenn sie traurig sind. Dass sie „kämpfen“ oder „gefasst“ sind und so „weitermachen wie bisher“. Hochsensible hingegen, allein schon dem Namen nach, die „können nichts ab“, und tatsächlich habe auch ich mir das lange eingeredet. Ich wollte auch so sein wie die anderen. Belastbar und tough. Ich hatte lange keine Ahnung, wie tough ich längst schon war! Denn in Wahrheit ist das Gegenteil dessen, was wir uns einreden, der Fall: Wir trainieren seit Kindesbeinen, Tag ein, Tag aus, den (Welt)schmerz, der buchstäblich ungefiltert auf uns einprasselt, zu tragen – ohne dabei zu fallen.
Wahrscheinlich sind auch deshalb die meisten Hochsensiblen erstaunlich gut durch die Pandemie gekommen, während sie so vielen anderen den Boden unter den Füßen wegriss und die, die doch scheinbar immer sicheren Schrittes durchs Leben gingen, auf einmal strauchelten.
All die leisen Störungen in der Komposition des Lebens, über die wir als Menschheit viel zu lange hinweggehört haben, sie wurden in der Pandemie bedrohlich laut – auch und gerade, weil es im Lockdown so still war. Es gilt eben nicht, immer wieder zu versuchen, diese Stimmen des Lebens zu überhören. Der Kraftaufwand, der dafür nötig wird, haut irgendwann den vermeintlich Unsensibelsten um. Es geht darum, diesen Stimmen zu lauschen, ihnen zu(zu)hören, was sie uns zu sagen haben und sie schließlich in unser persönliches Lebenslied zu integrieren, indem wir mit ihnen arbeiten – und sie somit auf unsere eigene, ganz persönliche Art und Weise beantworten.

Ermutigung: Die Hochsensibilität zur eigenen Superpower entwicklen

Im Aurum Cordis habe ich in verschiedenen Seminaren und Weiterbildungen genau das Stück für Stück gelernt. Ich habe mir bewusst gemacht, dass ich so bin, wie ich bin, und dass genau darin meine größte Kraft, nicht meine größte Schwäche, verborgen liegt. Ich habe ein riesiges Glück gehabt, vielleicht aber auch einfach nur eine richtig gute Intuition, dass ich an einem Ort gelandet bin, an dem Hochsensibilität zuallererst als eine Fähigkeit, die die Welt braucht, angesehen und vor allem auch genährt wird. Eine Fähigkeit, die umgekehrt auch die Welt nähren kann. Und wenn Hochsensibilität dazu in der Lage ist, dann wäre es doch sogar ein Verbrechen an der Menschheit, sie zu heilen, oder? Darum wird im Aurum Cordis jeder und jede einzelne ermutigt, seine Hochsensibilität zu seiner persönlichen „Superpower“ zu entwickeln. Um zu helfen, die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Beinahe hätte ich geschrieben, die Welt zu retten. Aber ganz ehrlich: Ich glaube dafür ist es zu spät. Unsere Welt liegt im Sterben, zumindest die Menschheit, und das ist Stand heute wahrscheinlich auch das Beste für die Welt. Aber wir können uns überlegen, wie wir sterben wollen. Im übertragenen Sinne: Vollgepumpt mit Drogen und in der Folge nichts mehr fühlend? Oder bei klarem Verstand, mit gebrochenen, aber offenen Herzen?
Glaubt mir, viele würden sich für Variante A entscheiden. Wir brauchen aber dringend Menschen, die sich für das gebrochene, aber offene Herz entscheiden. Aus dem sich, mit ein bisschen Glück, nicht nur der Sinn für Wunder speist, sondern vielleicht sogar das Wunder selbst, auf das wir alle so sehr hoffen.

Noch einmal zurück zu Neeles Sohn. Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Aufzeichnung der letzten Worte seiner Mutter dazu beigetragen habe, dass sein angebrochenes Herz irgendwann heilt. Vielleicht habe ich dazu beigetragen, dass es niemals heilt. Und vielleicht ist das eine gute Sache. Nur aus gebrochenen Herzen können Wunder wachsen. Seine Mutter hat eine Stunde am letzten Tag ihres Lebens genutzt, trotz schwindender Kraft ganz persönliche Worte an ihren Sohn zu richten und ihm so auf die buchstäblich liebe-vollste Weise das Herz zu brechen. Was für ein Geschenk im Angesicht von so viel Trauer. Manchmal erkennt man ein Geschenk nicht sofort nach dem Auspacken.

Ich gehöre zur Hochsensibilität

Und so ist es auch mit der Hochsensibilität. Im Aurum Cordis durfte ich in Ruhe auspacken. Dort ging es nie darum, mich abzugrenzen, oder darum, weniger zu fühlen. Es ging darum, zum Kern meiner eigenen Hochsensibilität hervorzudringen, beziehungsweise zu meinem Anteil, den ich in der „Hochsensibilitäts-Cloud“ anzapfe. In diesem Zusammenhang möchte ich zum Schluss noch einmal Martin Prechtel bemühen:
In der Tzutuhil Sprache, der Sprache des indigenen Volks der Tzutuhil in Guatemala, gibt es das Verb „sein“ nicht. Es ist eine Sprache des Tragens und der Zugehörigkeit, keine Sprache des Seins. Ohne „Sein“ hat es keinen Sinn, dass etwas absolut dieses oder jenes ist. (…) Du kannst nicht sagen „Sie ist eine Mutter“, zum Beispiel. In Tzutuhil kannst du jemanden nur als Mutter bezeichnen, in dem du sagst, wessen Mutter sie ist, zu wem sie gehört.“

Ein faszinierender Aspekt, wie ich finde, den ich zum Abschluss gerne auf Hochsensibilität übertragen möchte. Ich mag den Gedanken, dass ich nicht in erster Linie hochsensibel bin, sondern zur Hochsensibilität gehöre. Dass ich sie durch mich und durch mein Leben leben darf. Meine Zeit im Aurum Cordis hat dazu beigetragen, dass ich gelernt habe, auf welche Art und Weise ich das machen kann. Mich zugehörig zu fühlen, war dafür eine wesentliche Voraussetzung.

Sabrina Görlitz hat im Aurum Cordis die Weiterbildungen in der Körperorientierten Traumaarbeit absolviert und im Zuge Ihrer Mitarbeit am Fach.buch Hochsensibilität auch die Weiterbildung als Integraler Gesundheitscoach durchlaufen. Mit ihrem Unternehmen Story Care hilft sie lebenden und sterbenden Menschen, ihre Herzenswahrheiten in Worte zu fassen: www.sabrinagoerlitz.de

Autorin: Sabrina Görlitz

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